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Die begrünte
Fassade.

Im wahrsten Sinne des Wortes lebendig, ein begrünter Ort mitten in der Stadt: Immergrün, Winterjasmin, Strauch-Efeu und Clematis wachsen an der Fassade, ein Mini-Mischwald steht auf dem Dach.

Unterstützt durch spezielles Substrat, Rankseile und ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem wachsen die Pflanzen bereits seit Sommer 2019 in den rund 2000 Pflanzgefäßen. So wurde sichergestellt, dass die Pflanzen bei der Fertigstellung des Gebäudes längst fest im Substrat verwachsen sind und eine gewisse Größe haben.

Die Fassade und die Dachgärten werden auch nach Fertigstellung ihr Erscheinungsbild grundsätzlich und jahreszeitlich bedingt immer wieder verändern. Die Pflanzenauswahl umfasst Immergrün, Winterjasmin, Strauch-Efeu, Clematis und andere mehr sowie einen Mini-Mischwald mit Bäumen auf dem Dach.

Der Entwurf der Architekten sah von Anfang an eine Mischkultur vor. Diese Natürlichkeit wird gewollt nochmals unterstrichen, indem sich die Jahreszeiten auch am Gebäude durch die Pflanzen widerspiegeln. Es wurde bewusst darauf verzichtet, künstlich ein ganzjährig gleich grünes Bild zu schaffen, und es wurde nur ein Teil mit immergrünen Pflanzen belegt.

Begrünte Gebäude sind die Zukunft der modernen Stadt

Ein Beitrag von Christoph Ingenhoven, Architekt und Gründer von ingenhoven associates.

Indem wir die modernsten Materialien, Bautechniken und Designideen kombinieren, schaffen wir es, einen kleinen, aber wichtigen Beitrag zur Bekämpfung der globalen Klimakrise zu leisten. Architektur ist dabei eine Hilfe, ein Überlebensmittel. Wir waren schon immer darauf angewiesen, ein Dach über dem Kopf, Windschutz und Kälteschutz zu haben. Fassaden spielen darin eine sehr wichtige Rolle. Als ‚Haut‘ eines Gebäudes minimieren sie den Energieverlust, maximieren aber gleichzeitig den Frischluft-, Tageslicht- und Wärmeeintrag.

Begrünte Fassaden haben aber noch eine weitere, sehr wichtige Funktion. Die üppige Fassadenvegetation dient als natürlicher Kältespeicher, reduziert den innerstädtischen Wärmeeffekt, spendet saubere, feuchte Luft und fördert die Biodiversität. Außerdem tritt das Laub im Laufe des Jahres in unterschiedlichen Farben in Erscheinung. Architektur sollte zwar lustvoll sein und schön und emotional und begeisterungswürdig, aber sie muss eben auch zur Antwort auf Zukunfts- und Überlebensfragen, wie die Säuberung der Stadtluft, beitragen. Pflanzen und Begrünung können auch ein gesundheitsförderndes Raumklima und ein Gefühl des seelischen Wohlbefindens fördern.

Genauso verhält es sich bei der Calwer Passage in Stuttgart. Es stellt in diesem Zusammenhang eine Art „Leuchtturmprojekt“ dar, welches mit seiner besonderen Bauwerksbegrünung in unseren nordeuropäischen Breiten bisher seinesgleichen sucht. Eine solche Grünfassaden- und Dachplanung basiert auf detaillierten Gutachten zu Standorteigenschaften und geeigneter Bepflanzung. Vor dem Hintergrund der schwierigen klimatischen Verhältnisse in der Stuttgarter Kessellage und den aktuellen Diskussionen über Möglichkeiten, wie man dem Klimawandel begegnen kann, kommt diesem Projekt eine besondere Bedeutung zu.

Zusammen mit einem interdisziplinären Team aus renommierten Experten wie unter anderem Prof. Albert Reif (Universität Freiburg) und Prof. Karl-Heinz Strauch (Beuth Hochschule für Technik in Berlin) und nicht zuletzt mit einem mutigen Bauherrn, haben wir ein für Stuttgart notwendiges Projekt auf die Beine gebracht. Gewisse Teile von Stuttgart sind überbebaut. Jegliches Grün wurde über Jahre hinweg der Öffentlichkeit genommen. Das führt zu Quartieren, die einfach nach einem Fleckchen Grün schreien. Wir wollen der Stadt mit diesem Projekt ein wenig Ökologie zurückgeben. Begrünung ist nicht einfach ein Blumenbeet mit weißen Tulpen vor einer Hecke. Je nach Projekt brauchen wir eine gewisse Vielfalt, die dazu dient, dass Menschen sich wohl fühlen und sich dort aufhalten wollen. Das heißt aber auch natürliche Vegetation und nichts gewollt Exotisches.

Die Kernaufgabe des Architekten besteht darin, nicht nur Gebäude als schutzgebende Hülle zu schaffen, sondern damit auch den öffentlichen Raum zwischen den Gebäuden attraktiv zu gestalten. Wir sollten uns, über verschiedene Disziplinen hinweg, vielmehr mit der Aufgabe beschäftigen, was das Haus für alle leisten kann, was nicht im Programm vorgesehen ist. 

Auf diesem Weg werden wir noch viel studieren und erforschen müssen, um Ziele zu definieren und verfolgen zu können. Die Calwer Passage ist ein kleiner Meilenstein auf diesem Weg, im Idealfall eine Initialzündung für alle, den Möglichkeiten des Planens und Bauens mit Kreativität zu begegnen und weitere Ideen zu entwickeln – für den Schutz unseres Klimas und unserer gesamten Umwelt.

Die Fassade ensteht

Die Zukunft der
modernen Stadt.

Durch die Kombination modernster Materialien, Bautechniken und zukunftsgerichteten Designideen leisten wir einen kleinen, aber wichtigen Beitrag zur Bekämpfung der globalen Klimakrise. Die Calwer Passage entstand in enger Zusammenarbeit mit Spezialist:innen und Fachingenieur:innen sowie den Hochschulen für Bautechnik in Berlin und Freiburg.