Die Wahl der Pflanzen für die Calwer Passage folgt dem Leitbild eines fassadengebundenen Systems mit ganzjährig aktiver Vegetation. Die Pflanzen wachsen einerseits in Pflanzgefäßen, die in horizontalen Bändern vor den Fensterbrüstungen angeordnet sind. Vertikal verbinden Kletterpflanzen die Geschosse. Auf den Dächern des fünften und sechsten Geschosses betont ein kleiner Mischwald aus über 30 Bäumen das Gebäude als Tor zur Stuttgarter Innenstadt.
Die verschiedenen Pflanzenarten wurden jeweils entsprechend ihres Wuchsortes an Fassade oder Dach sowie den dortigen spezifischen Bedingungen ausgewählt. Zusammen bilden sie ein robustes biodiverses System. Alle Pflanzen sind stressresistent, wachsen besonders kräftig und sind regenerativ. Weitere Kriterien für die Auswahl sind ihr jeweiliger Wasser- und Nährstoffhaushalt, Stabilität, Wuchsform, Belaubung, Licht- und Platzbedarf, ihr Pflegebedarf und ihre Herkunft.
So wurde für die 370 Meter lange Fassadenhecke am oberen Gebäuderand, einer exponierten Lage, mit der Eibe (taxus baccata) eine besonders robuste, immergrüne Pflanze gewählt. Darüber hinaus lässt sich die Bepflanzung der Fassade in drei verschiedene Kategorien unterteilen: Zum einen kleine Einzelgehölze, wie die Niedrige Purpurbeere (Symphoricarpos chenaultii „Hancock“) oder der Berg-Ilex (Ilex crenata). Dazu flach wachsende, überhängende Pflanzen, die im Laufe der nächsten Vegetationsperioden die Fassadenkonstruktion teilweise überwuchern werden, wie das Großblättrige Immergrün (Vinca major), die Immergrüne Zwergmispel (Cotoneaster) oder der Winterjasmin (Jasminum nudiflorum). Die dritte Kategorie bilden kletternde Pflanzen, die an Seilen oder Netzen die Geschosse bis zum nächsten Pflanzenkübel überbrücken. An Seilen ranken zum Beispiel Knöterich (Fallopia baldschuanica) oder die Fingerblättrige Klettergurke (Akebia quinata) empor, an Netzen oder Gittern die Mongolische Waldrebe (Clematis tangutica) oder die Alpen-Waldrebe (Clematis alpina). Vor den Fenstern sind die Pflanztröge lichter, vor geschlossener Fassade, etwa den Treppenhäusern, dichter bepflanzt.
Neben den biologischen Anforderungen spielen ästhetische Kriterien eine wichtige Rolle. B
ei insgesamt ca. 1.700 laufenden Metern Fassadenbegrünung prägen die Pflanzen das Erscheinungsbild der Calwer Passage maßgeblich. Durch die große Artenvielfalt mit unterschiedlichem Laub, Fruchtansätzen sowie Blütenformen und -farben spiegeln sie die Jahreszeiten wider – so die prachtvolle Herbstfärbung der Gewöhnlichen Jungfernrebe (Parthenocissus vitacea), die rot leuchtenden Früchte der Schwedischen Mehlbeere (Sorbus intermedia) oder die goldgelben Blüten der Mongolischen Waldrebe (Clematis tangutica).
Pflanzen, Substrat, Rankeinrichtungen und die Bewässerungstechnik wurden an einem Mockup über zwei Vegetationsperioden analysiert und optimiert.